Sommer

Alle Gedichte + Momentaufnahmen © Anita Hasel


Ein Sommerabend auf der Terrasse

Die Hitze des Tages ist fort. Der Wind hat sich schon schlafen gelegt. Dachziegeln leuchten rot unter dem blassblauen Himmel. Blätter und Blüten warten, regungslos. In Nachbars Garten wird das Warten schon belohnt. Das gleichmäßige Klacken des Rasensprengers mischt sich in das anschwillende Rauschen der Autobahn. Ich stelle mir vor, ich höre einen wunderbaren Wasserfall, nicht weit entfernt. Doch Wasserfälle gibt es hier nur aus der Gießkanne.

Ein Flugzeug schluckt plötzlich alle Geräusche. Es scheint in Zeitlupe vorüber zu ziehen. Dann wird es leiser, menschliche Stimmen drängen sich vor, ein Bellen, meckernde Vogellaute, eine Gießkanne wird gefüllt, bis das Prasseln verstummt. Noch mehr freudige Erleichterung bei den Kübelpflanzen des Nachbarn! Ich stehe auf, will mich endlich um meine neidischen Gartenpflanzen kümmern. Schon duftet es nach kühlem, klarem Wasser auf heißer Erde. Begierig saugen Wurzeln, dankbar richtet das Grün sich auf. Sommer ist Lust und pure Freude am Leben.


Prima Klima

prima Klima

Hüllenfall
draller Schwall
überall

weit
und breit

kein Schattenwind
kühles Kind
planscht und singt

unter’m roten Gummischlauch
heißer Rauch
für den Bauch

alles Gute auf dem Grill
hängematt
Hitze satt

und die Lust auf Himbeereis
kühlt den Fleiß
siedend heiß

kocht der Kühler
immer schwüler

wird sogar die Nacht zum Tag
Donnerschlag

Regenguss
Hochgenuss

Gänsehaut zum Schluss


Das Gewitter

Grau senkt sich herab, lässt den heißen Tag immer dunkler werden. Elektrisches Licht erleuchtet allmählich die Fenster in den Häusern. Geduldig still wartet alles auf das Ende der Schwüle, das nun kurz bevorsteht.
Schon hat der böige Wind sich beruhigt, und fast scheint es, als erstarre die Natur. Bäume stehen regungslos, kein Zweig und kein Blatt, das sich bewegt im strömenden Regen: Ein dichtes Heer von weißen Bindfäden, das vor dem dunklen Grün des Laubes auf die Erde fällt.
Fernes Grollen, das näher kommt, erinnert an Flugzeuge, die die Schallmauer durchbrechen. Manchmal wird das Grollen dumpfer, tiefer, lauter. Dann klingt es noch bedrohlicher. Ein Blitz leuchtet auf. Das ist Spannung, die dem Höhepunkt zusteuert.
Vögel beginnen zu zwitschern, in diesem Moment, als freuen sie sich auf die nahende Abkühlung. Und tatsächlich: Ein erster, angenehm kühler Windzug weht.
Autos fahren lauter, rollen mit ihren Gummireifen über klatschnassen Asphalt, spritzen noch weit hörbar.
Je greller es blitzt, je öfter der Donner kracht, desto kühler und angenehmer wird es. Auch der Regen trommelt immer lauter und schneller – bis das Geräusch unzähliger Wassertropfen, die überall aufprallen, zu einem gleichmäßigen Prasseln verschmilzt.
Die Häuserfassaden haben schon begonnen, das Dunkel des Himmels wie Löschpapier aufzusaugen. Der Tag ist noch nicht zu Ende.