Sekundenglück

An deinem Bett bin ich ganz klein.
Kein dummer Kummer fällt mir ein,
kein Selbstmitleid, kein Streit um’s Geld.
Hier zählst nur du und deine Welt.

Ein Tier aus Plüsch auf deinem Bauch.
Ein solches Stofftier hatt‘ ich auch –
dereinst, ich saß auf deinem Schoß.
Jetzt lässt die Hand mich nicht mehr los

die meine drückt mit aller Kraft.
Das Einzige, das sie noch schafft.
Dabei war nichts für dich zu schwer.
Es ist nur schon so lange her.

Doch manchmal triffst du meinen Blick:
Ganz klar, ganz groß. Sekundenglück!
So bleibt von eines Lebens Fülle
zuletzt ein Drei-Sekunden-Wille.

An deinem Bett bin ich ganz klein,
so vieles fällt mir dabei ein.
So vieles warst du einst für mich:
An all das denk’ ich jetzt für dich.

© Anita Hasel 2015