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Freundschaft

Freundschaft kann so vieles und für jeden etwas anderes bedeuten: Vertrautheit, Offenheit, Gemeinsamkeit, Zusammengehörigkeit, Aufmerksamkeit, Mitgefühl, Verständnis, Hilfe, Beistand, Unterstützung, … Wie man auch Freundschaft definiert: Sicher ist, dass es wider die Natur des Menschen ist, allein zu sein. Über den anderen erfahren wir erst, wer wir sind / definieren wir uns selbst. Mit anderen fühlen wir uns sicherer. In der Gemeinschaft sind wir stärker. Das Wissen eines Einzelnen kann sich niemals mit der “Schwarmintelligenz” messen. Und nicht zuletzt verhelfen uns Freunde dazu, emotional zu wachsen und zu reifen.

Verwandtschaft wird uns in die Wiege gelegt; Freunde suchen wir uns aus. Was bedeutet es, ein Freund zu sein? Freundschaften sind wie Pflanzen: Sie können eingehen, wenn sie nicht regelmäßig begossen und gepflegt werden. Einen Freund zu verlieren, ist ein großer Verlust. Einen neuen Freund zu finden, ist ein großes Glück.


Alle Gedichte © Anita Hasel


Was fällt mir ein, dein Freund zu sein?

Was wünsch‘ ich dir?
So frage ich,
und denk‘ dabei an mich.

Was schenk‘ ich dir
für wenig Geld?
Nur das, was mir gefällt!

Was frag‘ ich dich
nach deinem Mut?
Ich weiß, es geht mir gut.

Was kümmert mich
dein Herzeleid?
Ich liebe Heiterkeit!

Was hab ich dein
Gejammer satt!
Bei mir läuft alles glatt.

Was fällt mir ein
dein Freund zu sein?

Bin nicht so gern allein.


Mein Freund

Der wohlige Wind, er streichelt mich sacht.
Kein schönerer Traum führt mich durch die Nacht.
Sein warmer Mund senkt sich auf mich nieder,
haucht unendlich sanft in mein Gefieder.

Macht mich meiner Selbst nun wieder gewahr:
So starke Flügel erschlafften beinah’.
Doch fühl’ ich jetzt Lust, sie anzuheben,
und voll Erwartung ganz sacht zu beben.

Wächst in mir die Kraft, sie auszubreiten,
gewaltig und schön, wie vor den Gezeiten.
Durchströmt mich das Leben, sehnend und frei.
Was mich jetzt noch hält, es ist einerlei.

Zu allem bereit, so fass ich den Mut,
und hör’ noch sein Flüstern: „Alles wird gut!“
Doch meine Schwingen sind müde und schwer,
verlernten das Fliegen. Es ist lange her.

Die Flügel verkrampft. Ein Straucheln, mit Wucht
stürz’ ich entgegen der finsteren Schlucht.
Tobende Geister, gerufen von mir,
sie stehen bei meinem Absturz Spalier.

Doch da eilt herbei, schnell wie der Schall,
der rettende Wind, bremst sanft meinen Fall,
bläst kräftig und warm, gibt Auftrieb geschwind.
Sieh’, ich kann fliegen, so wie einst als Kind!

Er trägt mich hinaus, ganz hoch in die Luft.
Ich kann alles sehen, rieche den Duft
der Freiheit, noch schöner als je zuvor –
denn er ist mein Freund, den ich nie verlor.


Hasenmut

Heimlich kreiste in der Luft
unbemerkt ein Adlerschuft.
Denn er war gar nicht zu hören.
Nur ein Wiesel tat er stören.

Dieses Wiesel gab den Wink
an den “langen Finger” Fink,
als der fluchs mit seiner Kralle
Hirse klaute aus der Falle.

Ausgestreckt im Felde lag,
an dem selten schönen Tag,
Harry Hase, der sich sonnte.
Flink pfiff Fink so laut er konnte.

Harry Hase starr erstarrte
und verharrte, denn er harrte
dieser Dinge, die da kämen,
schrecklich ihm das Leben nähmen.

Stetig ging der Segler tiefer,
ignorierte Klipp und Schiefer,
stierte auf das Fell im Feld:
Rings herum entschwand die Welt.

Doch Frau Hase, schlau im Bau,
kannte gut die Adlerschau,
die sie gaben stets um Vier
in der Burg nicht weit von hier.

Einen Handschuh zog sie über,
hastig hastete sie rüber,
in der ausgestreckten Pfote,
steckte eine fette tote
Ratte, die der Gatte hatte –
eine große, dünne, glatte.

Adlerauge traute kaum
dem Doppel-Whopper-Gaumentraum
stieß hinab mit Flügelfalten,
nichts mehr konnte ihn noch halten.

Gierig mit dem Greif voraus,
packte er die Riesenmaus
mit der Häsin, die, o Graus,
plötzlich wusste: Es ist aus!

Da kam Harry Hase an,
hing sich an die Häsin dran,
eine große Finkenschar
stürzte auf den Adler gar,
pickte fleißig auf ihn ein
bis er ließ sein Essen sein.

Von der Story die Moral:
Habe Freunde ohne Zahl,
lad sie ein in deinen Bau,
und trau keiner großen Schau.

Lass dir helfen in der Not,
und ist deine Ratte tot,
fang es nicht alleine an:
Nimm dir einen Ehemann.


Meiner Freundin Mann

Weil ich mit meiner Freundin Mann
so überhaupt und gar nicht kann,
da mich sein Style nicht fasziniert
und sein Gesülze unzensiert
wie Niagara auf mich schwallt,
mein Schweigen gegen Dünste prallt,
die ihn umgeben, wenn er schwitzt,
breitbeinig auf dem Sofa sitzt,
auf dem ich immer gerne saß,
gemütlich meine Bücher las…

…Nun geht er bei mir aus und ein,
ein Küßchen mehr, das muss schon sein,
rechts, links und rechts auf jede Wange,
vor’m nächsten Treff’ ist mir schon bange,
weil ich mit meiner Freundin Mann
so überhaupt und gar nicht kann…

…schließ ich mich in mein Zimmer ein,
trink’ jetzt alleine meinen Wein,
steh’ nicht mehr auf, ich lass’ es läuten,
würd’ lieber meine Seele häuten,
und endlich sagen: Du, ich find’,
auf beiden Augen bist du blind!”

Fänd’ ich den Mut, so sagt’ ich dann,
der lieben Freundin: “Du, dein Mann,
ist überhaupt nicht wie du denkst,
nicht so mondän, wie du ihn kennst.
Sein Reden ist nur eine Masche,
er riecht nach Knoblauch, Pott und Asche.
Und seine Beine, dünn und krumm,
die liegen doch nur schlapp herum.“

Ist so ein Singleleben fair?
Die liebe Freundin fehlt mir sehr,
weil ich mit ihrem doofen Mann
so überhaupt und gar nicht kann.

Doch halt – bald werd’ ich wieder heiter,
denk’ ich noch weiter, weiter, weiter
als liebe Frauen denken sollen,
die niemals sagen, was sie wollen:

An einem Tag im Irgendwann
der lieben Freundin Ehemann,
scheußehrlich sagt zu seiner Frau:
“Ich lieb’ dich nicht mehr, ganz genau!
Und bin nicht länger mehr dein Mann –

weil ich mit deiner Freundin kann.”


Wie?

Wie hatt’ ich mein ganzes sein
dir eröffnet ohne schein
nichts was dir verborgen blieb
darum hatt‘ ich dich so lieb

Wie hatt‘ ich mit dir so oft
viel geredet, viel erhofft
deine sorgen waren mir
ebenso vertraut wie dir

Wie hatt‘ ich in einem nu
dieses so vertraute du
jäh verloren an den dieb
fiese fremdheit, die uns blieb

Wie hatt‘ ich mich klein gemacht
still gehalten, laut gelacht
so getan, als wär es kaum
mehr als nur ein dummer traum

Wie hatt‘ freundschaft ihren wert
in gleichgültigkeit gekehrt

Wie brach‘ ich es über’s knie
sag mir

Wie?


 

 

Liebe

Über Liebe ist schon so viel gesagt, geschrieben, gedichtet und gesungen worden. Von Mutters Küchenradio inspiriert, hab ich mir als Kind die Liebe als eine schöne Frau vorgestellt, über die man gerne singt. Sie war sehr berühmt und wohnte in Frankreich. “Ganz Paris träumt von der Liebe, denn dort ist sie ja zuhaus.“ — Doch mit dem Älterwerden wird die Vorstellung, die man von der Liebe hat – leider oder zum Glück – komplexer. Liebe kann kompliziert sein. Liebe macht verletzbar. Das, was man fälschlicherweise für Liebe hält, kann Schaden anrichten. Liebe kann aber auch das Schönste und Wertvollste sein: Ein großes Glück und Geschenk, das heilt und vereint.
Dann kann Liebe „Einfach Liebe“ sein.


Alle Gedichte © Anita Hasel


Einfach lieben

Einfach spüren, wie du mich streichelst.
Einfach sehen, was du fühlst.
Einfach sagen, was ich denke.
Einfach für dich da sein.
Einfach lieben.

Einfach Liebe

dein Lächeln, das mich ansieht
deine Hände, die mich streicheln
deine Arme, die mich umsorgen
deine Hilfe, die mich rührt
dein Versprechen, das mich hält
deine Liebe, die so einfach ist


Sucht nach Liebe

Ich glaub’, ich sehne mich
nach dem warmen, vertrauten Klang der Stimme,
nach den Händen, die alles tun, ohne zu fordern,
nach den Gesten, die verstehen,
nach den Augen, die so viel sagen –
trotz all der nichts sagenden Dinge, die uns berauben.

Ich glaub’, es drängt mich,
meinen Gedanken und Gefühlen Ausdruck zu geben,
zu wissen, da ist jemand, der würde alles für mich tun,
zu wissen, er würde mich verstehen,
all meine Ängste, Zweifel, Hoffnungen, Wünsche erahnen –
und all mein Glück.

Ich glaub’, ich bin süchtig,
nach Wärme,
nach Geborgenheit,
nach Zufriedenheit,
nach Harmonie,
– nach Liebe.

© Anita Hasel, 1991

Die geheimnisvolle Frau

Gefühle werden nicht dement – eine Kurzgeschichte

„Es geht alles vorbei“, sagte sie noch und ging dann weiter.
Herrmann Schad schaute ihr nach und schmunzelte, obwohl sie ihm leid tat. Vornübergebeugt schob sie den Rollator vor sich her und schlurfte dabei über den Kies des kleinen Rundweges. Frau Meier mit „ei“ wie in Kartoffelbrei, eine wunderliche alte Frau, dachte er. Wie sie das „ei“ betont hatte, als würde sie mit einem Kleinkind reden, es war einfach zu drollig gewesen.
Eine gut aussehende, ältere Dame auf der Bank ihm schräg gegenüber lächelte ihn an. Höflich lüpfte Herrmann seinen Hut und strahlte zurück. Was für ein hübsches Gesicht, das musste er sich näher betrachten. Mit federndem Schritt ging er auf sie zu.
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Liebesdinge

Wer haucht den Dingen Leben ein?
Mit Lieb’ geschenkt glänzt so ein Ding
noch heller als der schönste Ring
noch nobler als ein Edelstein.

Das kann nur wahre Liebe sein,
die Achtsamkeit bedachtsam schwört
mit feinen, wundersamen Dingen
die Zärtlichkeit und Zartheit bringen.

Ein kleines Glück von großem Wert,
zerbrechlich, viel zu leicht zerstört
in jähem Zorn, im hohen Fall
mit einem wahren Donnerknall

bricht so für immer dieser Schein.

Wer haucht den Dingen Leben ein?


Unverschämtes Glück

Manchmal verpasst man aus lauter Angst sein Glück: Eine Kurzgeschichte

Paula und Paul gehörten zusammen wie der Wind und das Meer. Seit dem Tanztee. Das war schon sehr lange her. Sie erinnerte sich noch gut an die steinharten Biskuits, an denen der Zuckerguss abbröckelte, wenn man sie anfasste. Im gleichen Viertel war damals ein Zahnarzt ansässig, der an den Tanzteeopfern ganz gut verdiente. Edle Biskuits nach Herrenart. In heiße Schokolade getaucht, konnte man sie sogar eine echte Leckerei nennen.
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Versehrte Verse

Verliebt, verlobt, verlogen.
Veralberung? Verhört?
Versprechungen verbogen.
Veronika verstört.

Verlobter Vera Verde
verräterisch verschwieg!
Vergangenheit, verkehrte,
Veronika vertrieb.

Verwirrt, Verstand verwaist.
Versprechungen verblassen.
Veronika verreist.
Verliebt, verlobt, verlassen.